Die Geschichte vom vergessenen Palast einer untergegangenen Kultur
Am Nordufer des Pelzmühlenteiches zeigt sich dem Betrachter heute ein gespenstiges Bild, die leeren Hüllen monumentaler
Gebäude stehen in einem verwahrlosten Umfeld. Noch kann man an den Konturen ablesen, dass sie einst Glanz und Größe ausgestrahlt haben. Trotz ihres Zustandes stellen die Bauwerke heute eine Sehenswürdigkeit der
besonderen Art dar. Sie sind Zeitzeugen der Nachkriegsgeschichte Sachsens. Bei dieser beschriebenen Anlage handelt es sich um den ehemaligen “Kulturpark der Werktätigenâ€.
Mit unserer Seite wollen wir die Einheimischen an mansche schöne Stunde erinnern, welche sie in dem Kultur und Sportzentrum
erlebten, Fremden deren große Geschichte nahe bringen und den Eigentümern, wie auch der Stadt Chemnitz vor Augen führen, dass diese Denkmale auf jeden Fall erhalten werden müssen. Dazu ist als erstes ein kleiner
Ausflug in die Geschichte nötig.
Die nahegelegene Pelzmühle war schon im vorletzten Jahrhundert zu einem Ausflugsziel, vor allem der
Chemnitzer Stadtbevölkerung geworden. Hier gab es ein hervorragendes Ausflugsrestaurant mit Wasserspielen, Tiergehegen, und einem Teich mit Gondelbetrieb. Sogar ein kleines Dampfschiff zog hier
seine Runden. Dieses Idyll hatte bis zum zweiten Weltkrieg bestand.
Nach dem Abzug der Amerikaner, welche unsere Heimalt vom NS Regime befreit hatten, zogen gemäß
dem Abkommen von Jalta über die Aufteilung Nachkriegsdeutschlands, sowjetrussische Truppen als Besatzungsmacht in unsere Gegend ein. Diese requirierten 1948 zur Unterbringung ihres Offizierskorps
einen breiten Streifen von Häusern und Grundstücken, teils auf Rabensteiner, teils auf Siegmarer Flur. Die deutschen Bewohner mussten ihren Besitz verlassen. Die Pelzmühle erkoren sie sich als Offizierskasino aus.
Noch ahnte keiner, welchen Auftrag die Offiziere mit sich trugen. Nur einige dutzend Geologen, welche der Roten Armee
folgten, wussten schon genau was sie suchten, und zwar den Sprengstoff für die Russische Atombombe, Uran. In dieser
Zeit arbeiteten die russischen Waffenschmiede fieberhaft daran, das amerikanische Kernwaffenmonopol zu brechen. Nur
fehlte ihnen noch das dazu dringend benötigte Uran, da sie im eigenen Land noch keinerlei Uranerzvorkommen entdeckt
hatten, geriet der Südosten Deutschlands ins Visier der „Atomgenossen“. Bereits vor dem Krieg war Uran in kleinen
Mengen, unter anderem für Medizinische Zwecke im Erzgebirge abgebaut worden, dies hatten die russischen
Geheimdienste bereits vor der Besetzung Westsachsens in Erfahrung bringen können. Und eben diese Tatsache machte das Erzgebirge für sie zum Strategischen Ziel Nummer Eins in Deutschland.
Geleitet wurde die Aktion vom Sowjetischen General Michael Malzew, welcher später auch der erste Generaldirektor
des Bergbauunternehmens wurde. Malzew hatte schon Arbeitslager im russischen Kohlerevier geleitet, kannte sich also mit Bergbau aus.
Schon bald begann man unter strengster Geheimhaltung im Erzgebirge
und in Ostthüringen mit zwangsverpflichteten Arbeitskräften nach dem begehrten Kernwaffenrohstoff zu schürfen. Die schlechten Arbeitsbedingungen in den Schächten, Hitze, Staub, und
Strahlung machten die Bergleute krank, viele sollten den Einsatz mit ihrem Leben bezahlen.
Wohl vor allem wegen der zentralen Lage, aber auch weil hier die
Infrastruktur, ganz im Gegensatz zur Chemnitzer Innenstadt, noch recht intakt war, entschlossen sich die Russen, die Schaltzentrale ihres Bergbauunternehmens im Dreieck Siegmar, Rabenstein, Reichenbrand
zu errichten. Um die waren Ziele des Engagements zu verschleiern gab man ihm den „harmlosen“ Namen Wismut. Diese
„Wismut“ sollte später die DDR zum drittgrößten Uranproduzenten der Welt (nach den USA, und Kanada) machen.
In Siegmar entstanden die Gebäude der Generaldirektion der SAG (Sowjetische Aktiengesellschaft) ab 1954 SDAG
(Sowjetisch Deutsche Aktiengesellschaft) Wismut.
Das Gelände am Rabensteiner Pelzmühlenteich hatten sich die Sowjets für ihren Erholungspark auserkoren.
Nach sowjetischem Vorbild entstand der erste Kulturpalast Deutschlands, das Haus für Körperkultur (HfK) mit Schwimm
- und Sporthalle, und die umfangreichen Parkanlagen mit Wasserspielen, Pergolagen und Pavillons. Zwischen dem im neoklassizistischen Stil errichteten Kulturpalast und dem HfK entstand ein großer, abends beleuchteter Springbrunnen. Die Wege, Straßen und Teichmauern wurden von dreiarmigen Bogenleuchten mit Opalglaskugeln erhellt. Im Pelzmühlenteich entstand
ein neues Bootshaus im Stiele einer kleinen Seebrücke. Ab 1964 bereicherte ein Tierpark (heute “Tierpark Chemnitzâ€) auf dem ehem. Pelzmühlengelände die Anlagen. Der Kulturpalast selbst beherbergte
einen Theatersaal mit ca. 950 Plätzen für Varieté, Konzert und nicht zuletzt politische Inszenierungen. Ein Zweiter großer Saal für Tanzveranstaltungen (der Rosettensaal) befand sich über dem großen
Foyer. Rechts des Rosettensaales schloss sich das Kaffee und links das Restaurant des Palastes an. Die Bar war auf der Empore des Rosettensaales untergebracht. Im Erdgeschoss gab es neben den
Graderoben noch eine Bibliothek, ein Billard und ein Kinderspielzimmer.
Die Architekten des Palastes waren die Herren, Kurt Ritter, Adam Burger und Joachim Rackwitz. Errichtet wurde er
allerdings zu einem großen Teil von heute namenlosen Frauen, denn von den Männer waren in jenen Jahren noch viele in
Kriegsgefangenschaft oder schufteten schon unter Tage für die Wismut. Unter anderem, künstlerisch bedeutend sind die zum großen Teil noch heute vorhandenen Kunstschmiedearbeiten von Fritz Kühn (Opernhaus Leipzig usw.).
Zur Finanzierung dieser Kultur- und Sportstätten zog man die Bergleute mit heran. Auf Schächten
und in den Betrieben wurden unbezahlte Sonderschichten gefahren. Nicht unbeträchtlich war der Anteil, den die Bergleute durch Eigenleistungen erbrachten. Der Erlös wurde für die Bauabnahmen im Kulturpark genutzt.
Schließlich wurde die Anlage bereits am 19.04.1950 eröffnet, am 14.01.1951 folgte
dann noch eine Feierliche Einweihung an der auch der damalige Ministerpräsident der DDR, Otto Grotewohl teilnahm. In jener Zeit waren die Sowjets bestrebt ihr Image unter der deutschen Bevölkerung
zu verbessern. Auf Grund der Nazipropaganda, aber auch durch die ersten schlechten Erfahrungen mit der neuen Besatzungsmacht sahen viele die Russen noch
immer als Feinde. Diese aber brauchten das Vertrauen einer deutschen Mehrheit um ihre Pläne durchsetzen zu können. Aus diesem Grund stellte man die neu
entstandenen Kultur- und Sportstätten schon frühzeitig, über die Wismutangestellten hinaus der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung.
Da in dieser Zeit das Stadtzentrum noch die Ruinen des Krieges “ziertenâ€, entwickelte sich der Kulturpalast zu einem
kulturellen Mittelpunkt der Stadt Chemnitz (ab 1953 Karl - Marx – Stadt). Viele namhafte Künstler jener Zeit traten hier auf und es gab ein breites Veranstaltungsangebot.
Am 1. Mai 1953 begann das hauptberufliche „Volkskunstensemble der IG
Wismut“ mit den ersten Proben im Kulturpalast. Das Ensemble bestand aus 60 Sängerinnen und Sängern, 20 Tänzerinnen und Tänzern und einem Orchester mit 18 Musikern. Der Etat sah eine Summe von 1,21 Mio. Mark
pro. Jahr vor, eine Menge Geld in jener Zeit! Auch das Berliner Brecht Theater gastierte hier mit seiner Inszenierung “Die Mutterâ€. Besonders beliebt
bei den Besuchern waren die Tanz - und Varietéveranstaltungen
Wenn es auch vielen „nicht DDR Bürgern“ paradox erscheinen mag, das
gesellschaftliche Leben war in Honeckers Stasiland weit aus bunter, als die tristen grauen Fassaden des seinerzeit real existierenden Sozialismus dies
erscheinen ließen. Das private Vergnügen der breiten Bevölkerung wurde sogar vom Staat großzügig mit gestützten Gaststätten- und Eintrittspreisen gefördert. Diese „Medizin“ sollte gegen die
Platzangst im eingemauerten Land und gegen den wachsenden Unmut über die Unzulänglichkeiten der sozialistischen Mangelwirtschaft helfen. Dadurch waren die Kneipen voll und es durfte gefeiert werden,
dafür das dass ganze unpolitisch blieb, dürften die Tausenden an IM s der Stasi gesorgt haben welche es gerade im Vergnügungssektor gab. Jedenfalls, es war von den 50ern bis weit in die 80er hinein an fast jeder
Ecke etwas los. Erst Mitte der 80er Jahre wurde der Niedergang der sozialistischen Planwirtschaft auch am “Kultur und Saufsektor†deutlich, eine Einrichtung nach der anderen brach marode zusammen.
Nicht so unser Kulturpalast, er wurde schon in seinen „Besten Jahren“, 1967 aus bis heute nicht ganz klaren Gründen geschlossen. Der wahrscheinlichste Grund ist der, die
Wismut war in den späten 60er Jahren bestrebt den eher lästigen Kultur-, und Versorgungssektor abzugeben. So kam auch der Kulturpalast unter die Hoheit der Stadt, Karl-Marx-Stadt, welche immer
noch ohne einen neuen Stadtkern sich eher eine neue Stadthalle im Zentrum wünschte als ein Kulturkomplex am Stadtrand. Zumal es in jenen Jahren in der DDR einen
regelrechten Stadthallenbauboom gab, wo alle vom Krieg zerstörten Städte mit neuen
Kulturhäusern großzügig, aus den oben benannten Gründen bedacht wurden. Nun bleibt nur zu mutmaßen das die Stadtväter, aller Wahrscheinlichkeit nach dem
Argument; „ihr habt ja den Kulturpalast draußen in Rabenstein“ bei den Berliner SED Genossen zuvorkommen wollten. Denn ansonsten hätte das Haus ja zumindest bis zur Stadthalleneröffnung 1974 bestand haben
müssen. Heute ist über den Kulturpalast kaum noch etwas zu finden, fast alles wurde fein säuberlich aus den Archiven entfernt. Ein kultureller Abbau
passte ja so gar nicht in das Bild des sich entwickelnden Sozialismus. Noch heute scheint man in Chemnitz mit Blick auf die eifrig vorangetriebene Innenstadtbelebung Angst vor einem Aufleben
des Kulturparks zu haben denn dessen Geschichte wird noch immer weitgehend totgeschwiegen.
Doch damals hatte das Haus Glück, das DDR Fernsehen suchte für den Süden der Republik ein Studio und fand in dem
ehem. Kulturpalast das geeignete Gebäude. Es entstanden umfangreiche Nebengebäude so Werkstätten für Bühnenbildner
, Schlosser, und Elektriker, eine ganze Halle für Requisiten und eine große Trafostation um den Energiehunger des Studios
zu decken. Außerdem wurde das ganze Gelände mit einem hohen Stacheldrahtzaun umschlossen, so das es nun eher einer Stasizentrale als einem Kulturpalast glich.
Trotzdem die gesamte Inneneinrichtung des großen Theatersaales dem Studioeinbau zum Opfer fiel, entwickelten die
Fernsehleute ein liebevolles Verhältnis zu dem Haus. Selbst als der Weggang des MDR schon feststand wurden von ihnen noch Maßnahmen zur Bestandssicherung durchgeführt.
Alles was an Unterhaltungskünstlern (heute Stars) in der DDR Rang und Namen hatte aber auch ausländische Künstler,
die das Privileg erhielten hier auftreten zu dürfen, gingen im Studio Karl-Marx-Stadt nun ein und aus. Hier wurden eine
Vielzahl von Sendungen des DDR Fernsehens produziert, so unter anderem die beliebte Quizsendung „Schätzen Sie mal“, oder “Spiel Spa߆eine ostdeutsche „Die Pyramide-Adaption“ mit Hans-Georg Ponesky ebenso wie viele der DDR
Silvestershows.
Selbst die friedliche Revolution in der DDR welche 1990 zur deutschen Wiedervereinigung führte,
überstand das Haus als Fernsehstudio unbeschadet. Obwohl der Sendebetrieb des DFF (ehem. Fernsehen der DDR) mit dem 31. Dezember 1991 endgültig eingestellt wurde, übernahm der 31. Mai
1991 wieder gegründete Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) das Studio Chemnitz. Vom MDR wurde es bis zur Fertigstellung des neuen Leipziger Sendezentrums weiter betrieben.
Seit dem steht das traditionsreiche und imposante Haus leer. Zwischenzeitlich war es an ein Regionales Bauunternehmen
verkauft worden, dieses wollte den Kulturpalast zu einer Seniorenwohnanlage umbauen, doch noch vor Baubeginn ging
die Firma in Insolvenz. Stellt sich die Frage ob dies ein Glück oder Unglück für den Kulturpalast war?
Ähnlich erging es dem einst so beliebten “Haus für Körperkulturâ€.
Hier haben fast alle Kinder der umliegenden Stadtteile und Gemeinden über Jahrzehnte das Schwimmen erlernt. Viele nutzten das “HfKâ€
regelmäßig, ob einfach zum „Baden“ ganz privat oder in Vereinen zum Hallen- oder Schwimmsport. Auch der Wasserrettungsdienst hat hier seine Kräfte ausgebildet. Nachdem die Wismut das HfK an die Stadt
abgegeben hatte, wurde es als „Sport- und Freizeitcenter Siegmar“ weiterbetrieben. Obwohl die Zuordnung zu Siegmar falsch ist, denn die gesamte Anlage des Kulturpalastes wie auch die Pelzmühle liegen auf
Rabensteiner Flur, wurde diese bereits früher oft verwendet. Der Grund ist relativ einfach Siegmar verfügte schon frühzeitig über eine günstigere Verkehrsanbindung (Eisen- und
Straßenbahn), und man wollte damit einfach eine bessere Erreichbarkeit vortäuschen, denn ein eigenes Auto hatte kaum einer.
Jedenfalls wurde jetzt im Sport und Freizeitcenter Siegmar (SFS) lustig weiter „geplanscht“, aber für die notwendige
Werterhaltung, geschweige denn für eine zukunftsträchtige Aufwertung der Anlage tat man von seitens der Stadt Chemnitz
nichts. So konnten die Verantwortlichen 2002 dann auch konstatieren, die Besucherzahlen sind gesunken, der
Investitionsbedarf ist zu hoch, und Chemnitz verfügt ohnehin über zu viel Bäderwasserflächen. Und damit war wieder
einmal Rabenstein von einer Schließung betroffen, nachdem hier das einzige FKK Bad der Stadt (stets gut besucht) schon
für immer schloss, wurde nun die einzige Schwimmhalle im Chemnitzer Westen mitten im Erholungsgebiet Rabenstein platt
gemacht. Anscheinend fehlt es den Rabensteinern wirklich an einer Lobby im Rathaus, denn die Liste der Desaster im einstigen Vorzeigeort ließe sich so weiterführen, es sei nur an unsere Schulen erinnert. Also liebe Bürger schaut euch eure Kandidaten bei der nächsten Wahl etwas genauer an! Sicher es kann auch nicht sein das städtische Steuergelder
unbegrenzt für hoch subventionierte Objekte ausgegeben werden, Paradox ist nur das im gleichen Zeitraum wo hier kein
Geld für die Werterhaltung da war „unbemerkt“ ein Millionenbetrag im Bädersektor der Stadt unterschlagen werden konnte (“Chemnitzer Bäderskandalâ€). Mittlerweile wurde auch das HfK Gebäude an einen vermeintlichen Investor verkauft,
der sich im Nachgang als Spekulant herausstellte, welcher die Immobilie weiter verrotten lässt. Wenn die Stadt schon
nachweislich Fehler bei der Schließung wie beim Verkauf gemacht hat, so steht sie doch jetzt mehr denn je in der Pflicht
Druck auf die Eigentümer der Objekte zu machen und bei der Suche nach neuen Investoren mitzuwirken.
Die Stadtväter sollten erkennen das der Tourismus auch in Chemnitz zu einem entscheidenden Wirtschaftsfaktor werden
könnte, welcher im Vergleich zur hochautomatisierten Industrie eher in der Lage ist Arbeitsplätze zu schaffen und somit
auch die weitere Abwanderung gerade der Jungend stoppen kann. Sonst brauchen wir in Chemnitz bald wirklich nur noch „Senioren- Paläste“.
Die von engagierten jungen Leuten organisierten Fiesta Partys im ehem. Kulturpalast haben einen Weg aufgezeigt, wie man
das Gebäude auch dauerhaft nutzen könnte. In einer Zeit wo alte Fabriken als Theater und Discotheken umgenutzt werden
steht hier ein seinerzeit eigens dafür gebautes Haus leer und verfällt. Genau so gut sind Nutzungsmodelle als Musicaltheater
, Kunsthalle oder Museum tragfähig, auch ein Erlebnisbad wäre hier denkbar. Wesentlich kleinere Orte als Chemnitz
haben solche Projekte schon zustande gebracht, das Nutzungskonzept muss lediglich in die Erholungslandschaft Rabensteins passen.
Die Lage ist nahezu ideal, das Autobahnkreuz Chemnitz ist nur ca. 4 km entfernt, wir werden schon bald über zwei
Abfahrten erreichbar sein, ebenso verläuft die Sachsen- Franken Magistrate der Eisenbahn direkt am Pelzmühlenareal
vorbei und ist nur 5 min vom Bahnhof Siegmar entfernt. Der Flughafen Dresden und die Landeshauptstadt selbst sind
mittlerweile in nur 30 min zu erreichen. Im Umkreis von nur 80 km leben ca. 5 Millionen Menschen. Zieht man diesen
Kreis noch weiter liegen wir im Zentrum des neuen Europa. Die Stadt Chemnitz selbst verfügt endlich wieder über eine
City die sich sehen lassen kann. Sie hat heute als Tor zum Erzgebirge ein, touristisch erschlossenes Hinterland welches im
Zeitalter des einigen Europa weit ins Böhmische reicht. Mit diesen Fakten und vielleicht der einen oder anderen
„Fördermark“ aus Brüssel sollte man doch einen ehrlichen Investor, welcher den wahren Wert des Hauses zu schätzen weiß, finden können.
Der derzeitige Eigentümer unseres Kulturpalastes hat erst kürzlich
einen Antrag auf Abriss eingereicht, was bei vielen Chemnitzern Empörung und eine Diskussion über den Umgang mit Denkmalen auslöste.
In Sachsen gibt es Burgen und Schlösser wie “Sand am Meerâ€, aber trotzdem würde wohl keiner auf die Idee kommen, auch nur ein solches Bauwerk abreißen zu lassen. Gebäude, welche den Namen
Kulturpalast tragen durften, gab es in der DDR nur drei, und zwar in Bitterfeld, in Dresden und eben hier in Chemnitz / Rabenstein. Selbst unter diesen Bauten nimmt der klassische Rabensteiner Bau eine
einmalige Sonderstellung ein. In der DDR gab es nur eine kurze Periode (ca. 1948 bis 1953), in der eine derartige Architektur Anwendung fand. Angelehnt an das staatlicherseits propagierte
sowjetische Vorbild besann man sich auf die großen nationalen Bautraditionen des 19. Jahrhunderts. In der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre wurde die architektonische Gestaltung wieder
zunehmend sachlicher. Es folgten preiswertere Zweckbauten. Aus diesem Grund sollte unser Kulturpalast den folgenden Generationen als authentisches Zeugnis zum Verständnis unserer Geschichte zur Verfügung stehen.
Dem Besucher, welcher heute des Weges kommt, sei empfohlen sich auf den Rand des großen Springbrunnens zu stellen,
mit ein wenig Phantasie sieht man von da, wie einst das Gelände von Leben erfüllt war. Wie die Menschen über die
breiten Treppen in den Kulturpalast strömen, wie die Kinder im Wasser des Brunnens planschen und Leute mit ihren Sporttaschen im HfK ein und aus gehen. Lässt man die politische Geschichte außen vor, muss man anerkennen, dass die
Menschen hier in einer Zeit als selbst die Städte im Westen Deutschlands noch in Trümmern lagen Erstaunliches
geschaffen hatten. Bleibt zu hoffen, das Vernunft und Geduld siegen, und die mächtigen Säulen des Palastes eines Tages wieder in hellem Lichte erstrahlen.
|